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Carpe diem. Nutze den Tag. Lebe hier, jetzt, heute.
Wer in Single-Börsen surft, wird in den Profilen Suchender von Gegenwarts-Lyrik wie dieser zugekotzt. Jedermann spielt heutzutage mit der Poesie des Präsens, liebäugelnd, klugscheißend, im Grunde signalisierend: Bums ich dich heute, brauchst du morgen erst gar kein Frühstück servieren. Kaum besser als die schlichte Floskel: Alles kann, nix muss.
Denn was ist HEUTE, die Gegenwart, wirklich?
Dass ich hier sitze, atme, mich ärgere und nicht an den Schlägen meiner Eltern zerbrochen bin.
Dass mir die Sonne ins Herz scheinen darf, ohne daran zu zerglühen.
Dass ich heute heute sagen kann, ohne das Heute von Gestern in Frage zu stellen und das Heute von Morgen ängstlich zu erwarten.
Dass ich über mich lachen kann, weil die Tränen von gestern das Meer von morgen ergänzen.
Weil's geil ist zu leben. Zu lieben. Zu laben. Zu leiben.
Narren! Hofnarren sollten ihren Herrscher einst an die Vergänglichkeit erinnern...
Willkommen im Narrenturm.
Wir leben in einer Zeit sich überschlagender Stagnationen. (Michael Richter)