Ernüchtert. Verkatert.
Also beschloss ich gestern abend dann doch hinauszugehen, trotz Weltenzimmer mit Fließwasser, trotz perfider Temperaturen. Die Party war voll im Gange, als ich ankam. Und die Protagonisten der Ausgelassenheit gaben sich allseits bereits höchst berauscht. Ich hatte also etwas nachzuholen. Im Geiste sah ich mich schon an zwei, drei raschen Gläsern Weißwein den Pegel des Rests erreichen, doch dann hielt ich inne.
Wozu das Ganze? Wozu den Rausch bemühen, um sich die Wirklichkeit dorthin zu trinken, wo sie die Society gerne hätte? Nämlich stets am Rande jeglicher Tiefe, Wahrheit und Empathie.
Ich dachte nach. Ohne Alk im Blut habe ich eine Smalltalk-Blockade. Bring' dieses lockere Wiegehtswiestehtsundwasgibtesneues Geplaudere nur zwanghaft über schmal gewordene Lippen. Muss in die Luft starren um Atem zu bekommen inmitten der kichernden Clown-Parade. Im Grunde interessiert mich Tratsch nicht, obwohl Teil dessen. Und trotzdem bin ich immer wieder so schizoid, dass ich meinen Part übernehme in diesem Spiel. Weil ich's mir schön getrunken habe.
Gestern nicht.
Gestern blieb ich bei Wasser. Und ließ mir die Eitelkeit der anwesenden Gesellschaft pur über die Leber marschieren. Das tat mehr weh als der gräßlichste Vollrausch.
Heute bin ich verkatert. Und ich weiß ganz genau, weshalb.
yomogi - 1. Mai, 09:27